Ethik

Das Fach Ethik steht in der Wahl der Schülerinnen und Schüler dem Fach Religion gegenüber. Man muss sich für eines der beiden Fächer entscheiden. Wenn man – was möglich ist – während der Oberstufe wechselt, kann man allerdings keine Abiturprüfung mehr in einem der beiden Fächer machen.

Ansonsten ist Ethik immer wieder ein von den Schülerinnen und Schülern gewähltes Abiturfach (schriftlich, mündlich, Präsentation).

Dem Fach Ethik liegt die Idee zugrunde, dass es neben der Religion noch weitere Zugänge zu Moralbegründungen gibt. Gemäß Kants aufklärerischem Satz: „Wage es, deinen Verstand zu benutzen“, wollen wir Schülerinnen und Schüler dazu anleiten, selbstständig Moralvorstellungen und -theorien kennen zu lernen und kritisch zu hinterfragen.

Sicher wird in keinem anderen Fach so viel diskutiert wie in Ethik. Wenn man daran Freude hat, ist man hier genau richtig!

Folgende Themen erwarten die wissbegierigen, weisheitsliebenden Schülerinnen und Schüler:

E1: Glücksvorstellungen

Alle streben nach dem Glück, aber was ist das überhaupt? Was ist ein glückliches Leben und wie kann ich es erreichen?

Nicht nur Aristoteles (385-325 v.Chr.) und Epikur (341-270 v.Chr.) versuchen, exklusive Antworten darauf zu geben.

E2: Religion und Ethik

Lerne Religionen (auch deine eigene) einmal aus neuen Blickwickeln kennen, möglicherweise auch durch einen Besuch in der Kasseler Synagoge.

Link zum Bericht „Besuch in der Synagoge“

Q1: Anthropologie und Bereichsethiken

Was und wie ist der Mensch? Ist er von Natur aus gut oder böse? Ist er von Natur aus ein autonomer Einzelgänger, der durch die an sich widernatürliche Notwendigkeit des Zusammenlebens böse geworden ist (Jean-Jacques Rousseau)?

Ist das moralische Urteilen ein unbewusster Vorgang, der vom „Gewissen“ beherrscht wird (Über-Ich, Sigmund Freud)? Kann man das Böse vermeiden, allein durch das vernünftige Nachdenken (Hannah Arendt)?

In den Bereichsethiken werden konkrete Anwendungsbereiche der Ethik diskutiert, z.B. die Frage: Wie gehen wir mit Tieren um? Dürfen wir sie essen? Dürfen wir qualvolle medizinische Versuche an ihnen durchführen?

Q2: Grundpositionen der Ethik

Mithilfe von Gedankenexperimenten werden die bedeutendsten Moraltheorien auf den Prüfstand gestellt. Jede Art von Handlungen kann auf die Frage hin geprüft werden, ob sie verboten („böse“), geboten („gut“) oder erlaubt (moralisch neutral) ist.

Der kategorische Imperativ

Die Prüfmethode erster Wahl ist sicher Immanuel Kants kategorischer Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Das bedeutet: Tue nur Dinge, von denen du sicher sein kannst, dass jeder andere Mensch auf der Welt diese in einer vergleichbaren Situation ebenfalls tun dürfte.

Der Utilitarismus

Vom gegenüberliegenden Ufer der Moral kommen Jeremy Bentham (eine gute Handlung habe immer „das größte Glück für die größte Zahl“ zur Folge) und John Stuart Mill („das größte Glück für alle“) sowie in neuerer Zeit Peter Singer („Prinzip der gleichen Interessenerwägung“).

Q3: Recht und Gerechtigkeit

Die größte Frage der Ethik lautet: Ist Moral relativ?

Die zentrale Frage ist, ob bestimmte Gesetze, die wir heute und hier für gerecht halten, an einem anderen Ort der Welt oder zu einer anderen Zeit ungerecht sind oder waren, oder auch umgekehrt.

Ein Verfechter des ethischen Relativismus ist der Jurist Hans Kelsen, der die Frage nach moralisch richtig und falsch für nicht objektiv entscheidbar hält und statt dessen nur die Umstände untersucht, nach denen Gesetze (positive, von Menschen gemachte) Gültigkeit besitzen. Gewissermaßen sein Gegenspieler ist der Jurist Gustav Radbruch mit seiner berühmten Formel, der zufolge positives Recht seine Gültigkeit verliert, wenn „der Widerspruch des positiven Gesetzes zur Gerechtigkeit ein unerträgliches Maß erreicht hat.“

Nochmals wird im Unterricht auf Aristoteles eingegangen, der die bis heute gängige Unterscheidung zwischen der austeilenden und der ausgleichenden Gerechtigkeit definiert hat.

Ein berühmter amerikanischer Philosoph ist zudem John Rawls mit seiner „Theorie der Gerechtigkeit“. Diese Theorie ist fast so genial wie Kants, vielleicht sogar noch genialer (oder vielleicht einfach genau das Gleiche?).

Q4: Mensch, Natur und Technik

Die zentrale Frage ist hier die nach der Verantwortlichkeit des Menschen gegenüber dem Planeten, den er bewohnt.
Welche Bedeutung hat Kultur und Technik für den Menschen?
Dürfen wir alles, was wir können?

Aristoteles

Sigmund Freud

Immanuel Kant