Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit. Der 50. Jahrestags der Befreiung war Anlass, den 27. Januar zum internationalen Gedenktag zu machen; 1996 wurde er erstmals begangen.

Der damalige Bundespräsident Roman Herzog erklärte im Deutschen Bundestag, der Gedenktag biete die Chance, im Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors „den Blick dafür zu schärfen, woran man Rassismus und Totalitarismus in den Anfängen erkennt“, um „rechtzeitige Gegenwehr zu üben“. Beides muss am 27. Januar geschehen: die Geschichte von Ausgrenzung, Terror, Verfolgung und Massenmord 1933 bis 1945 sehen und gleichzeitig die Bedeutung dieser Geschichte für die Gegenwart erkennen.

Das Datum 27. Januar und der Ort Auschwitz stehen stellvertretend für die Gewaltmaßnahmen des NS-Regimes

  • gegen Juden,
  • gegen Sinti und Roma,
  • gegen Demokraten und Oppositionelle,
  • gegen ausländische Kriegsgefangene,
  • gegen Menschen mit Behinderung,
  • gegen Homosexuelle und
  • gegen andere Gruppen und Einzelpersonen, die nicht in die nationalsozialistische Vorstellung einer deutschen „Volksgemeinschaft“ passten.

Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus sind Phänomene der Vergangenheit wie der Gegenwart. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat anlässlich des 27. Januar 2020 vor dem Deutschen Bundestag erklärt:

Der erste Satz unserer Verfassung sagt jedem, der ihn lesen kann und lesen will, was in Auschwitz geschehen ist. Der freiheitlich-demokratische Rechtsstaat ist die Umkehrung des völkischen Denkens. Er stellt die Menschenwürde jedes Einzelnen ins Zentrum. Wer also erinnern will, wer das Andenken der Opfer ehren will, muss Demokratie und Rechtsstaat schützen, wo immer sie in Frage gestellt werden!

Nicht zuletzt in Kassel haben wir gesehen, dass rechtsextreme Gesinnung und fremdenfeindliche Orientierung in tödliche Gewalt umschlagen können: Am 2. Juni 2019 wurde Regierungspräsident Walter Lübcke ermordet, nachdem er sich für die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland und Nordhessen eingesetzt hatte. Am 6. April 2006 wurde Halit Yozgat in Kassel getötet, weil sich die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ berufen sah, Menschen mit Migrationshintergrund ihr Recht auf Leben zu nehmen.

Die Herderschule begeht seit dem Jahr 2000 den 27. Januar mit einer Gedenkveranstaltung. Wegen der Corona-Pandemie ist dies 2021 nicht möglich. So ist unser Gedenken in diesem Jahr still, aber es ist präsent.

von Herrn Szuta / Herrn Dr. Wunderlich