Holocaustgedenktage an der Herderschule 2000 – heute

Der Tabelle ist zu entnehmen, welche Schwerpunkte in den jeweiligen Veranstaltungen zum Holocaustgedenktag (27. Januar) gesetzt wurden. Die Veranstaltungen wurden jeweils von Gruppen aus den Geschichtskursen der Jahrgangsstufe 13 vorbereitet und richteten sich an alle Schülerinnen und Schüler dieses Jahrgangs sowie an die interessierte Öffentlichkeit. Sie fanden in Kooperation mit der Stadt und dem Landkreis Kassel sowie der Volkshochschule Region Kassel statt, anfangs im großen Musiksaal der Schule, später im Bürgersaal des Rathauses und im Saal der Volkshochschule.

Jahr Inhalt
2000 Dr. Dieter Vaupel, damals Bebra, danach Leiter der Gesamtschule Felsberg, liest und erläutert Passagen aus seinem Buch „Spuren, die nicht vergehen. Jüdische Zwangsarbeiterinnen in Hessisch-Lichtenau“.
2001 Die Kasseler Politikwissenschaftlerin Dr. Anke Schmeling referiert und diskutiert mit den Schülerinnen und Schülern über „Nationalsozialistische Judenverfolgung in Kassel“.
2002 Die Kasseler Filmemacherin Heidi Sieker präsentiert das Ergebnis eines Theater-Video-Projekts „Die Flucht der Kinder“ und stellt sich mit einem weiteren Mitglied der Projektgruppe der Diskussion.
2003 Mitglieder der Vorbereitungsgruppe gestalten eine szenische Lesung von Dokumenten aus dem Buch von Martin Doerry, „Mein verwundetes Herz. Das Leben der Lilli Jahn 1900- 1944“. Dr. Gunnar Richter, Leiter der Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen, steuert weitere Informationen zum Schicksal Lilli Jahns bei.
2004 Heidi Sieker (s. o.) präsentiert ihr neues Filmprojekt „Die Bilder bleiben. Zur Geschichte der Zwangsarbeit in Kassel und Region“. Die Vorbereitungsgruppe organisiert eine anschließende Podiumsdiskussion.
2005 Der Kasseler Historiker Prof. Dr. Jens Flemming referiert über das Thema „Die Täter des Holocaust – fanatische Nazis oder ganz normale Deutsche?“ und stellt sich den Fragen der Schüler/innen.
2006 Gerhard Baranski berichtet als Zeitzeuge von seiner Kindheit und Jugend als jüdisches Adoptivkind in Nazi-Deutschland, das erst kurz vor Kriegsende durch den unbedingten Wunsch, einen Offizierslehrgang zu besuchen, mit seiner wahren Identität konfrontiert wird.
2007 Die geplante Veranstaltung zum Thema „Jugendlicher Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ fällt leider aus, da der Gastreferent Prof. Dr. Arno Klönne, Paderborn, am Vorabend wegen gesundheitlicher Probleme absagen muss.
2008 Prof. Dr. Dietfried Krause-Vilmar, Kassel, referiert und diskutiert mit den Schülerinnen und Schülern über das Thema „Schule im Nationalsozialismus“.
2009 Dr. Gunnar Richter (s.o.) präsentiert dokumentarisches Bildmaterial zur öffentlichen Wahrnehmung der Demütigung und Verfolgung von Juden in Nordhessen und diskutiert die Frage, was die Zeitgenossen damals von Verfolgung und Vernichtung wissen konnten bzw. wollten.
2010 Dr. Walter Mühlhausen, Privatdozent für Geschichte, Leiter der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg und ehemaliger Herderschüler, referiert über die Novemberpogrome 1938 in Hessen.
2011 Frau Blanka Pudler, Budapest, berichtet als Zeitzeugin über ihr Leben, besonders über die Deportation nach Auschwitz und danach zur Zwangsarbeit in der Munitionsfabrik in Hessisch Lichtenau – Hirschhagen.
2012 Dr. Gunnar Richter (s.o.) referiert über die Deportation der nordhessischen Juden aus Kassel und gibt Einblicke in das jüdische Leben in Nordhessen. Es schließt sich eine szenische Lesung aus den Briefen der Deportierten durch Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vorbereitungsgruppe an.
2013 Da der Zeitzeuge Eugen Hermann-Friede kurzfristig wegen Erkrankung absagen musste, springt dankenswerter Weise Dr. Gunnar Richter (s.o.) ein und referiert zu dem Thema Führungskräfte der Gestapo in Kassel.
2014 Kurt Meyer berichtet unter dem Titel „Die Sehnsucht nach Aufklärung“ über seine Auseinandersetzung mit seinem rechtsradikalen Vater, dem SS-Panzergeneral Meyer.
2015 Die Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma im NS-Regime wird durch einen Vortrag des Historikers Sebastian Lotto-Kusche sowie eine szenische Lesung aus der Autobiographie der Überlebenden Ceija Stoijka (1933-2013) dokumentiert.
2016 Die Bedeutung des hessischen Generalsstaatsanwaltes Fritz Bauer für die juristische Ahndung der NS-Verbrechen. Referent: Werner Renz vom Fritz-Bauer-Institut Frankfurt am Main.
2017 Auschwitz – Vergangenheit und Zukunft des Erinnerns. Referent: Andrzej Kacorzyk, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Auschwitz.
2018 Vom Massenmord in die Bundesrepublik. Die braunen Wurzeln des Bundeskriminalamtes. Referent: Dieter Schenk, Autor eines gleichnamigen Buches und langjähriger Beschäftigter des BKA.
2019 Helmut Kellershohn, Mitbegründer des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung, referiert zum Begriff des Völkischen und der Volksgemeinschaft in Vergangenheit und Gegenwart.
2020 Thomas Ewald von der vhs Kassel, langjähriger Wegbegleiter der Gedenktage an der Herderschule, referiert über Heinrich Himmler und seine Funktionen im „Dritten Reich“. Anschließend berichtet Katrin Himmler, die Großnichte Heinrich Himmlers, über ihre belastete Familiengeschichte und die Schwierigkeiten ihrer Recherchen.
2021 Der erste Gedenktag in der Corona-Pandemie muss in den virtuellen Raum verlegt werden. Materialangebote auf der Homepage der Herderschule werden für den Distanzunterricht bereitgestellt.
2022 Das Thema „Rechter Terror in Kassel: 1933-1945 und 2006-2019“ wird mit neuem Konzept bearbeitet: Alle Geschichtslehrer/innen der Schule bieten dezentrale Module zum Thema an, in die sich die Schülerinnen und Schüler des 13. Jahrgangs einwählen. Die zusammenführende Gedenkveranstaltung kann pandemiebedingt nicht stattfinden und wird durch Zusammenführendes auf der Homepage ersetzt.
2023 Die „Mediale Darstellung regionaler NS-Geschichte“ wird in dezentralen Modulen untersucht und in einer kleinen öffentlichen Gedenkveranstaltung zugänglich gemacht.
2024 Der Schwerpunkt „Ausgrenzung – Verfolgung – Tod. Jüdisches Leiden im Nationalsozialismus“ wird in einer Gedenkveranstaltung vorgestellt. Die Module werden durch eine filmische Präsentation zusammengeführt. Frau Prof. Dr. Christina Morina von der Universität Bielefeld verdeutlicht in ihrem Vortrag Mentalitäten und Strukturen in der deutschen Gesellschaft, die den Massenmord während des Zweiten Weltkriegs vorbereitet und begünstigt haben.