Prof. Dr. Walter Mühlhausen (Technische Universität Darmstadt) hielt im Rahmen der Reihe „Herder lädt ein“ vor 70 Zuhörerinnen und Zuhörern im Lernstudio einen Vortrag: „Vom Wort zum politischen Mord. Gefährdungen der Demokratie von Weimar“.
Walter Mühlhausen ist ehemaliger Herderschüler, hat in den 1970er-Jahren hier Abitur gemacht und ist seiner alten Schule stets eng verbunden geblieben. Als Geschäftsführer der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg ist er besonders durch Forschungen zur Geschichte der Weimarer Republik und zu Hessen im 20. Jahrhundert hervorgetreten.

Der Vortrag wurde durch Elemente einer Lesung ergänzt: Sophia Hofmeister, Lena Stemmer und Hendrik Metz aus dem Leistungskurs Geschichte des 12. Jahrgangs (Kursleiterin: Frau Laube) lasen Passagen aus Augenzeugenberichten, Presseartikeln, antirepublikanischen Schmähschriften und Gerichtsakten der Weimarer Zeit, die von Mühlhausen ausgewählt und in den Vortrag eingebettet wurden.
So entstand ein lebendiges und eindrückliches Bild der angespannten Lage in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Führende Vertreter der jungen Demokratie wurden von Antirepublikanern öffentlich beschimpft, beleidigt und verhöhnt, bevor Anschläge auf sie verübt wurden. Der vormalige Reichsfinanzminister Matthias Erzberger (1921) wurde ebenso wie Reichsaußenminister Walter Rathenau (1922) ermordet, der erste Reichskanzler (Reichsministerpräsident) der Republik, der Kasseler Oberbürgermeister Philipp Scheidemann, überlebte ein Attentat, das 1922 im Bergpark Wilhelmshöhe auf ihn verübt wurde. Schon 1919 wurden die führenden Kommunisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet.
Die deutsche Justiz bescheinigte den Mördern und Attentätern eine „vaterländische Gesinnung“ und verurteilte sie zu milden Strafen, die spätestens 1933 amnestiert wurden. Im Fall des Erzberger-Mordes ordnete nach 1945 die französische Besatzungsmacht die Wiederaufnahme des Verfahrens an. Nach Ende der Besatzungszeit wurde der Täter vorzeitig aus der Haft entlassen.

Mühlhausens Plädoyer am Ende des Vortrags: Weimar sei eine Warnung für die Gegenwart. Rechtliche Möglichkeiten zum Schutz der Demokratie müssten konsequent angewandt werden.

Text: Dr. Axel Wunderlich
Fotos: Stefan Alsenz