Schülerinnen und Schüler der Herderschule beim „Glas der Vernunft 2019“

I’m a storyteller. And I would like to tell you a few personal stories about what I like to call ‘the danger of the single story’”. Mit diesen Worten beginnt Chimamanda Ngozi Adichie ihre berühmte Rede beim TED Global Talk im Jahr 2009. Die charismatische aus Nigeria stammende Autorin und bekennende Feministin macht in ihren Werken und Reden auf die „Diskriminierung weiblicher Rollenzuschreibung“ aufmerksam und versucht „tief in Erziehung und Gesellschaft verankerte Muster zu überwinden“ (Sommer & Leifeld, Einladungsschreiben zum Glas der Vernunft 2019). Hierbei nennt sie stets das Problem der „single story“, die Gefahr stets nur eine Seite einer Geschichte zu kennen. Neben feministischen Aspekten schafft sie es zudem, stets die Diskussion über kulturelle und rassistische Vorurteile einzubinden. Aus diesen Gründen scheint es nicht verwunderlich, dass in diesem Jahr das „Glas der Vernunft“, der Kasseler Bürgerpreis an die Autorin vergeben wurde.

An der diesjährigen Veranstaltung nahmen sechs Schülerinnen und Schüler aus den Englisch-Leistungskursen der Q1 und Q3 in Begleitung von Frau Küllmer teil. Vor der Preisverleihung am Sonntag den 15.09.2019 fand am Samstag das Jugendsymposium zum „Glas der Vernunft“ statt, welches Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden aus Kassel alljährlich die Möglichkeit gibt, sich mit dem aktuellen Preisträger / der aktuellen Preisträgerin im Rahmen einer Vortrags- und Diskussionsrunde auszutauschen.

In diesem Jahr geschah dies mit Frau Adichie, wobei sie in einer Podiumsdiskussion über ihre Erfahrungen mit Sexismus, Rassismus und tief in der Gesellschaft verankerten Rollenbildern von Frau und Mann berichtete. Ihr Kampf gegen diese Rollenbilder und kulturellen Vorurteile baut auf ihren ganz persönlichen Erfahrungen auf. Sie ist in Namibia aufgewachsen und pendelt mittlerweile zwischen Washington und Namibia. Chimamanda Ngozi Adichie interessierte sich sehr für die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmer und diskutierte ernsthaft und kritisch mit den Anwesenden über die Themen Feminismus, Sexismus und Rassismus. Nach der Diskussion gab es zudem die Möglichkeit für ein privates Gespräch mit Chimamanda Ngozi Adichie, in der wir noch einmal einen Eindruck von ihrer sehr offenen und starken Persönlichkeit bekommen konnten.

Am Sonntag fand die Preisverleihung im Staatstheater Kassel statt. Im Rahmen des musikalisch begleiteten Festakts ehrten die beiden Gastredner Barbara Lochbihler (ehemalige Generalsekretärin der deutschen Sektion von Amnesty International und Grünen-Abgeordnete des Europäischen Parlaments) und Ijoma Mangold (deutscher Autor und Literaturkritiker) Chimamanda Ngozi Adichie für ihre wegweisende Position als Feministin und gleichzeitig als eine der bedeutsamstem neuzeitlichen AutorInnen. Als Abschluss sangen die Besucher der Preisverleihung noch „Happy Birthday“ – die Verleihung des Kasseler Bürgerpreises fand nämlich an Chimandana Ngozi Adichies Geburtstag statt – und sie bedankte sich mit den Worten „I think I really like Kassel!“.

Text: Lukas Klei (Q3) und Céline Küllmer