Integration von Flüchtlingen

Im Rahmen der Projektwoche vom 08.07 – 13.07 haben sich einige Schülerinnen und Schüler der Herderschule Kassel in zwei Unterprojekten  zum Thema „Integration von Flüchtlingen“ zusammengefunden.

Eines der Projekte wird von den Schülern Annika Weber, Alicia Lüther und Piet Heinrich  geleitet. Das andere Projekt steht unter der Leitung von Herrn Dr. Rößer, Herrn Dr. Werner, Herrn Dr. Wunderlich und Herrn Weickert.

Während sich das schülergeleitete Projekt hauptsächlich mit Aktionen wie Kleiderspenden in der Schule und dem Zusammentreffen und der Kontaktknüpfung von Flüchtlingen und Schülern  beschäftigt, befasst sich das andere Projekt mit Hintergrundinformationen zum Thema und mit der Vorbereitung auf den Herbst, wo im Stadtteil eine Zweitaufnahmeunterkunft mit ca. 300 Flüchtlingen bezogen sein wird.

Das schülergeleitete Projekt wird die Flüchtlingsunterkünfte in Park Schönfeld und Vellmar  besuchen, um vor Ort Kontakte zu knüpfen, mit den Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen und nach Möglichkeit zu helfen. 

Das Unterprojekt mit dem Schwerpunkt Hintergrundinformationen organisiert  Vorträge von verschiedenen Gästen, die die Schule eingeladen hat.

 
Montag, den 11.07.16, hatte die Schule im Rahmen des Flüchtlingprojekts Besuch von dem Soziologen Helge von Horn.

Dieser hielt einen Vortrag über Rechtsextremismus und sprach besonders die aktuelle Mobilisierung gegen Flüchtlinge an. Sein Vortrag wurde von einer Power-Point-Präsentation unterstützt.

Zum Einstieg zeigte er seinen interessierten Zuhörern, welche aus der Projektgruppe und dem PoWi-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 12  sowie aus weiteren Projekten stammten, einige Symbole, welche rechtsradikalen Gruppierungen zuzuordnen sind.

Weiterhin kam die Flüchtlingsdebatte zur Sprache, von welcher rechte Parteien zur Zeit profitieren. Auch die Propaganda der rechtsextremen Parteien/Gruppierungen in Bezug auf die Flüchtlingskrise wurde angesprochen.

Hierzu zeigte von Horn einige Auszüge der deutschen Presse. An verschiedenen Beispielen zeigte sich, wie rechte Gruppen falsche Informationen im Netz verbreiteten und bestimmte Ereignisse für ihre Zwecke missbrauchen. Deshalb ist es wichtig, vorher die Quellen zu prüfen.

 

Während und nach dem Vortrag hatten die Zuhörer die Möglichkeit, Fragen zu stellen und von ihren Erlebnissen zu berichten.

Bei der Diskussion ging hervor, dass eine Willkommenskultur in der Bevölkerung nur schwer aufzubauen ist, wenn die eigene Regierung und ihr Innenminister es als Erfolg feiern, wenn die Landgrenzen dicht sind und damit der Fluchtweg über das Mittelmeer für viele zur Todesfalle wird.

 

Am Mittwoch kommt Prof. Dr. W. Ruf an die Schule um mit den Schüler/innen über die Fluchtursachen im Nahen- und Mittleren Osten zu diskutieren. Unter anderem kommen noch syrische Lehrerinnen und Lehrer.

Prof. Dr. W. Ruf fing an über die Fluchtursachen zu sprechen und schilderte die Perspektivlosigkeit selbst gut ausgebildeter junger Menschen in den Ländern des Nahen Osten. Die meisten Flüchtlinge kämen aus sog, ,,Rentenstaaten“, d.h. das Bruttoinlandsprodukt wird nicht über Industrie, Landwirtschaft und Dienstleistungen erarbeitet, sondern über den Verkauf von Ressourcen (v.a. Öl).

Die Menschen die sich dem islamischen Staat anschließen, erhalten eine finanzielle Unterstützung, sowie eine Art von Zugehörigkeitsgefühl. Sie erhalten also eine Berufung oder einen Sinn in ihrem Leben.

Durch den Versuch, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen neu zu ordnen, haben sich bereits vorhandene Konflikte noch verstärkt und die Lage ist teilweise eskaliert.

Der Westen trägt durch seine Waffenlieferung indirekt zu einer Ausweitung der Konflikte bei. Eine gewaltfreie Konfliktlösung wäre für alle Seiten erstrebenswert.

Die europäische Gemeinschaft sollte Maßnahmen vermeiden, die wenig bewirken, aber einer Terrororganisation wie dem Islamischen Staat Anhänger zutreibt. Das heißt, man sollte sich nicht von der Annahme beirren lassen, alle Muslime seien Terrorristen. Im Gegenteil, Europa sollte gerade in dieser schwierigen Situation auf den eigenen Zusammenhalt achten.

Heute bekamen wir Besuch von etwa 15 syrischen Lehrerinnen und Lehrern, die wir im Lernstudio mit einer kleinen Auswahl an Essen und Trinken empfingen. Die Gruppe

besucht ein Seminar für geflüchtete Lehrer/innen an der Universität Kassel. Dr. Wunderlich hielt eine kleine Begrüßungsansprache auf Englisch und einer der syrischen Lehrer

übersetzte diese ins Arabische. Anschließend erläuterten die Syrer mithilfe einer PowerPoint-Präsentation, was in den letzten fünf Jahren in Syrien geschehen ist, wie die aktuelle

Lage ist und welche Gründe es zur Flucht gibt. Hauptsächlich ist es die Suche nach Sicherheit, die Menschen in die Flucht treibt. Viele Städte in Syrien wurden zerstört und viele

Menschen haben ihre Häuser und ihre Angehörigen verloren. Jedoch sind auch fehlende Bildungsmöglichkeiten der Grund, warum viele Familien ihre Heimat verlassen, da sie

sonst keinerlei Zukunft für ihre Kinder sehen. Das syrische Schulsystem wurde gründlich erklärt, vor allem mit Blick auf die Situation vor 2011. Darauf folgte eine Fragerunde, und

im Anschluss kam ein Vortrag von Schülerinnen der Herderschule über Schule in Deutschland an die Reihe. Er bestand aus einer Übersicht über die Verbundschulen der

Herderschule, einer Erläuterung des deutschen Schulsystems und des Systems der Klassen und Kurse, illustriert durch Fotos der Innen- und Außeneinrichtung der Herderschule.

Viele interessierte Nachfragen der syrischen Gäste schlossen sich an. Als das offizielle Ende der Veranstaltung erreicht war, setzten sich die syrischen Lehrer mit den Schülern

und Lehrern der Herderschule in eine gemütliche Runde, um sich zu unterhalten und auszutauschen.

 

Zu den Veranstaltungen seht bitte auf die Plakate an den Eingangstüren und im Foyer!

 

Die beiden Projektgruppen erhoffen sich eine langfristige Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen.

Des Weiteren soll ein neues Bewusstsein bei den Teilnehmern der Projekte  in Bezug auf Integration  geschaffen werden.

Für das Projekt: Rieke Borchert, Sarah Burow, Selina Spitzbart.