Wer bin ich und wer will ich sein? Was bewegt mich und was hält mich?

Am Donnerstagabend,  den 7. Juli 2022, präsentierten die beiden Grundkurse Darstellendes Spiel des Jahrgangs 12 der Herderschule mit insgesamt 30 Schülerinnen und Schülern zwei selbst entwickelte Stücke vor vollem Zuschauerraum des Nordhessischen Theaterzentrums.

Als erstes Stück des Abends spielte der Grundkurs von Frau Rosenhahn-Ohlmeier „Woyzeck in der Schule“. Laute Kraftausdrücke und Anfeindungen erklingen immer wieder im Raum. Es gilt cool zu sein und keine Schwächen zu zeigen, um nicht selbst zum „Opfer“ zu werden. Junge Menschen suchen ihren Platz in der Familie, in Beziehungen zu Freunden und in der Schule. In zwei 11. Klassen kommt die Schullektüre „Woyzeck“ im Theaterunterricht nicht gut an. Die Schülerinnen und Schüler sind zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, ihre völlig überforderten Lehrer werden von ihnen nicht ernst genommen. Indes müssen sie feststellen, dass ihre eigene Lebenswirklichkeit gar nicht so weit von derjenigen im „Woyzeck“ entfernt ist. Während die Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne klischeehaft ihre Kämpfe austragen, entsteht ein weiteres Spannungsfeld. Die Zuschauerinnen und Zuschauer selbst werden Teil dieses Kampfes, indem sie gezeigten Klischees zustimmen oder sich davon distanzieren. Durch eben diese Reaktionen entlarvt sich der Zuschauer selbst und muss seine eigenen Einstellungen in Frage stellen.

In dem zweiten Stück des Abends „ich denke ich tanze“ präsentierte der Grundkurs von Frau Schmidt Szenen zur Forschungsfrage „Warum stellen wir eigentlich so viele Fragen?“. Auch hier werden Fragen nach Identität aufgeworfen. Was macht mich als Menschen aus? Was bringt mich voran und was stellt sich mir in den Weg? Urwaldgeräusche erfüllen den Raum und eine Frau wird an Seilen über die Bühne gezogen. Die jungen Menschen auf der Bühne werden zu lauernden Tieren, zu lachenden, spielenden Kindern oder greifen nach dem Unerreichbaren. Immer wieder werden sie Teil der Masse, versuchen sich daraus zu lösen und bleiben doch durch ihre Bewegungen verbunden. Dabei entstehen teils traumhafte Bilder zu stimmungsvoller Musik, in die der Zuschauer eintaucht.

Viel Applaus für diesen abwechslungsreichen Theaterabend in der UK14.

Text: Anke Schmidt
Bilder: Stefan Alsenz