Der Freitagmorgen fing für uns mit dem Treffpunkt um 6:45 Uhr recht früh an. Wenig später starteten die drei Deutsch-Leistungskurse der Q2 von Herr Alsenz, Frau Ohlmeier und Frau Viereck (begleitet von Frau Bachmann) nach Weimar.

 

Die vier Tagesziele wurden in unterschiedlichem Rhythmus auf die drei Kurse aufteilt. Der Kurs von Herrn Alsenz begann mit dem Goethe Nationalmuseum an, wo wir in seinem Wohnhaus mit einem Audioguide Goethes Leben selbst erkunden konnten. Es war wirklich sehr interessant, sich alles genau anzuschauen und auch Fotos machen zu dürfen. Der Audioguide vermittelte die wichtigsten Informationen, ohne zuviel zu erzählen oder zuviel wegzulassen. Goethe lebte seinerzeit sehr prachtvoll in seinem Haus. Die Wände wurden von Farben seiner Farbenlehre geschmückt und die eleganten, aber einfachen Möbel ermöglichten ein schönes Ambiente. Sein Haus war wirklich sehr groß mit den vielen Zimmern und vor allem sein Arbeitszimmer, in dem er die meiste Zeit in seinem Leben verbrachte, war der interessanteste Raum von allen, da wir dazu auch den meisten Bezug hatten. Ein Spaziergang in seinem Hofgarten war bei strahlendem Sonnenschein wirklich sehr angenehm. Wer hätte gedacht, dass schon damals in seinem Garten Spargel und Artischocken angebaut wurden.

Nachdem wir Goethes Haus gesehen haben, gingen wir in die Ausstellung „Lebensfluten – Tatensturm“ im Nationalmuseum, die in verschiedene Abschnitte unterteilt und mit Oberbegriffen wie „Liebe“, „Natur“ und „Gewalt“ versehen ist. All diese Einheiten zeigen einen Teil aus Goethes Leben, so z.B. seine Mineraliensammlung, seine Zeichnungen oder sogar seine Hosenträger.

Nach der Ausstellung hatten wir dann fast zwei Stunden Pause, Zeit also, um Weimar „auf eigene Faust“ zu erkunden und um uns eigenständig ein Bild von der kleinen Stadt zu verschaffen.

Obwohl Weimar im Grundsatz nicht anders ist als andere deutsche Kleinstädte, wirken die Autos hier irgendwie fremd (und LKWs sieht man eigentlich keine). Man fühlt sich trotz der unzähligen Pizzerien und Bratwurststände in die Vergangenheit zurückversetzt, was sicher auch am Kopfsteinpflaster, an den Gärten, den alten Gebäuden und Denkmälern liegt, die das Stadtbild prägen. Hinzu kommen „Goethes Schokolädchen“ oder das Goethe- und Schiller-Eis, das man in der Eisdiele bekommt. Auch daran merkt man, wie stolz die Weimarer auf ihre berühmten Dichter sind.

Nach der Pause trafen wir uns an der Anna Amalia-Bibliothek. Die von außen eher schlicht erscheinende Bibliothek ist von innen ein echter Hingucker. Der zugängliche Bereich, den man nur mit Hausschuhen über den Straßenschuhen betreten darf, erscheint eher klein und er ist mit den vielen Menschen in ihm schnell gefüllt, aber wenn man einen Blick in die leeren abgesperrten Gänge wirft, erkennt und spürt man sofort, wie schön die Bibliothek ist und welche Ruhe sie ausstrahlt. Aufgrund der Brandes im Jahr 2004 wurde sie restauriert, aber leider sind manche Bücher schwer beschädigt worden, wodurch sie in speziellen Hüllen in Kartons im Regal ihren Platz finden.

Nach dem Aufenthalt in der Bibliothek suchten wir, als Kurs, die Herderkirche auf, damit wir unseren Namensgeber der Schule besser kennenlernen. Denkmal und Grabesstätte sowie einige von Herrn Alsenz vorgetragene Gedanken Herders waren Teil des Aufenthaltes in der Kirche, in der Herder bis zu seinem Tod einen Großteil seines Lebens und Wirkens als Stadtpfarrer verbrachte.

Von der Kirche aus gingen wir direkt zum Park, um dort im Park an der Ilm und in den Ruinen den sonnigen Tag zu genießen.

Unsere letzte Station gebührte Schillers Wohnhaus. Anders als Goethe musste Schiller sein Haus selbst kaufen, wodurch er nicht viel Geld für teure Möbel hatte und sich sogar hoch verschuldete. Ein weiterer großer Unterschied zu Goethes Wohnstil waren vor allem die bunten Tapeten. Blümchen, Karos, virtuelle Vorhänge, Eichenblätter und immer wieder Blümchen schmückten seine Wände. Dadurch, dass wir bereits am Morgen in Goethes Wohnhaus waren, konnten wir die beiden Wohnhäuser verglichen und auch Rückschlüsse über die beiden die Klassik prägenden Dichter ziehen. Goethe und Schiller lebten unter völlig verschiedenen Umstände und hatten kaum zu vergleichende materielle Möglichkeiten, wodurch sich auch ihre Häuser unterscheiden.

So ging der Tag langsam zu Ende und nach einer kurzen halben Stunde Pause, um letzte Besorgungen für die Heimreise zu erledigen, machten wir uns auf den Weg in Richtung Schule und erreichten diese am Abend. So ging ein ereignisreicher Tag mit vielem neuen Wissen zu Ende.

In Weimar vereinen sich Goethe, Schiller und Herder zu einer Elite, die für uns junge Menschen oft viel zu weit weg erscheint.

Bei unserer Exkursion begaben wir uns auch mit diesen Gedanken auf die Spuren der Weimarer Blütezeit und ließen die berühmten Literaten auf unsere ganz persönliche Weise wieder aufleben.

Im Deutschunterricht haben wir gelernt, dass man nur dann, wenn man einen Autor und seine Zeit in die Analyse seines Werkes einfließen lässt, das Werk ganz erfassen und verstehen kann. Wenn man nur das Werk an sich betrachtet, so wird man es nie ganz erfassen können. Hierzu haben die Führungen und die Einsichten in Herders, Schullers und Goethes Leben viel beigetragen.

In der Q3 werden wir Goethes „Faust“ lesen. Wir sind nach unserer Fahrt sicher, dass wir nun dadurch, dass wir Goethe, seine Zeitgenossen und Weimar an sich nun besser kennen, sein Werk ganz anders angehen können.

Die Eindrücke, die wir an diesem Tag gesammelt haben, werden uns sicher noch lange begleiten.

 

Katharina Spies, Q2